Was ist Kreativität eigentlich wirklich?
und ihre Ausarbeitung? Vielleicht auch das ständige Abgleichen des aktuellen Zustands mit einem inneren Ideal?
Diese Frage habe ich mir immer wieder gestellt, besonders beim Beobachten der KI-Entwicklung. Immer mehr wird automatisiert: Ein kurzer Text reicht aus, um ein Bild, ein Video oder ein 3D-Objekt zu erzeugen – bald vielleicht sogar einen kompletten, glaubwürdigen Film. Es wirkt, als würde der kreative Prozess immer weiter reduziert.
Aber was genau ist dann noch kreativ? Ist es nicht vielmehr so, daß der wirklich kreative Moment die Initialidee ist – also der erste Impuls, die Vision? Die Umsetzung hingegen folgt oft nur einem Plan und könnte genausogut von einer Maschine erledigt werden, sofern der Plan detailliert genug ist.
Ein Beispiel: Ich habe eine Idee für eine Skulptur. Ich skizziere sie – grob, ohne Licht und Schatten, einfach nur als visuelle Notiz, um mein inneres Bild festzuhalten. Dieser kreative Prozess endet für mich dort, wo die Vorstellung klar genug ist, um sie jemandem zu übergeben, der sie umsetzen kann – sei es ein Mensch oder eine KI.
So ähnlich war es auch bei Steve Jobs. Er hatte eine klare Vorstellung davon, wie das iPhone sein sollte – auf abstrakter Ebene. Die konkrete Umsetzung haben andere übernommen. Dennoch gilt er als Erfinder, nicht die Ingenieure, die es gebaut haben.
Das führt zur nächsten Frage: Wer ist eigentlich der Kreative – derjenige mit der Idee oder derjenige, der sie technisch umsetzt? Natürlich kann auch die technische Umsetzung kreative Lösungen erfordern, vor allem wenn der Weg zum Ziel nicht klar vorgegeben ist. Aber diese Art von Kreativität ist eher lokal und begrenzt. Der „große Wurf“ kommt meist von einem anderen Typ Mensch – dem Idealisten, dem Visionär.
Und genau dieser Typus steht im Fokus der KI-Revolution. Die Systeme sind darauf ausgelegt, Idealisten zu unterstützen. Doch werden sie diese irgendwann auch ersetzen?
Ich denke nicht. Denn am Anfang steht immer ein Impuls, ein Wunsch, etwas zu erschaffen, das es noch nicht gibt. Auch wenn KI gute Ausarbeitungen liefern kann – die eigentliche Idee entsteht aus subjektiver Erfahrung, aus persönlichem Wollen. Das kann keine KI reproduzieren.
Meine besten Ergebnisse mit LLMs hatte ich dann, wenn ich fast alles schon vorbereitet hatte und nur noch ein kleiner Teil offen war. Dieser konnte dann gut ergänzt werden – aber im Rahmen meiner Denkstruktur, nicht von Null aus.
Genau das ist auch der Grund, warum viele Veranstaltungen enttäuschen: Sie sind nicht auf Dich zugeschnitten. Du wirst als generische Persona behandelt – 38, männlich, mag Motorräder – aber niemand weiß wirklich, wer Du bist. Deine eigene Kreativität spielt keine Rolle. Deshalb fühlt sich ein Volksfest oder Mittelaltermarkt oft leer an: Es geht nicht um Dich, sondern um ein Klischee, das für viele funktionieren soll